Super Castlevania IV

Super Castlevania IV

Mit Super Castlevania IV fürs SNES feiert die Reihe ihr 16-Bit Debüt. Natürlich darf entsprechend der damaligen Namenskonvention das “Super” im Titel nicht fehlen.

Verwunderlicher ist dagegen die “IV”, die eine Fortsetzung der Geschichte der vorangegangenen NES-Trilogie impliziert. Tatsächlich wird hier allerdings nur der Kampf von Simon Belmont gegen Dracula aus dem ersten Castlevania erneut erzählt. Abgesehen von einigen Ideen für Bosse und Level, die wieder aufgegriffen worden sind, handelt es sich dabei jedoch um ein komplett neues Spiel. Die ursprüngliche Inspiration scheint trotzdem auf positive Art und Weise an jeder Ecke durch: Super Castlevania IV ist in seiner Quintessenz Castlevania, nur in geiler. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Castlevania für das NES und halte es nach wie vor für eins der besten Spiele der ganzen Reihe. Dank der Möglichkeiten des Super Nintendo und einer gereifteren Mentalität der Designer kann Teil IV allerdings in so gut wie jeder Hinsicht auftrumpfen.

Die ikonische erste Stage

Die ikonische erste Stage

Simon Belmont ist hier kein brauner kleiner Pixelhaufen mehr, sondern als richtiger Krieger erkennbar, inklusive Heldenbandana und He-Man Oberschenkel. Die verschiedenen Orte von Transsylvanien waren bereits in den NES Spielen mit viel Liebe zum Detail gestaltet gewesen, und sehen im ersten Super Nintendo Castlevania natürlich noch viel besser aus. Dazu kommen die typischen Kniffe von Nintendos damals aktueller Konsole in Form von rotierenden Hintergründen und riesigen Boss Sprites. Auch der Soundtrack, bereits früher stets eine kompositorische Glanzleistung, kann dank dem Einsatz von Samples ein wesentlich breiteres Klangspektrum bieten. Unheilvolle Orgeln, erdig wummernde Bässe und schneidende Blasinstrumente erzeugen eine dichte akustische Atmosphäre. Neben den altbekannten neoklassischen Motiven wagen sich die Musikstücke nun auch in groovige, teils fast jazzige Bereiche und bieten eine größere stilistische Bandbreite. Ich konnte angesichts dieser hohen Qualität auch nicht anders, als mir das Album Akumajō Dracula Best 2 zu besorgen, das den kompletten Soundtrack auf CD beinhaltet.

Super Castlevania IV beeindruckt nicht nur auf visueller und akustischer Ebene, sondern bietet auch ein generalüberholtes Gameplay, das die zuweilen hakeligen und gnadenlosen Vorgänger alt aussehen lässt. Zum ersten Mal in der Reihe ist das Schwingen der Peitsche nicht strikt auf die horizontale Ebene beschränkt, sondern in acht Richtungen möglich. Zudem lässt sie sich auch wild um Simon Belmont herumschwingen. Dadurch ist es viel einfacher, Gegnern eine zu verpassen, auch wenn sie etwas abgelegen positioniert sind. Das Springen geht inzwischen ebenfalls leichter von der Hand, und oft reicht es, eine Plattform irgendwo am Rand zu erwischen, um sie noch zu erreichen. Einige Abgründe können in bester Indiana Jones Manier sogar überwunden werden, indem man sich an der Peitsche entlang schwingt. Die vielen neuen Möglichkeiten kommen Simon Belmont gerade recht, da er in den insgesamt elf umfangreichen Leveln jede Menge zu tun bekommt.

Ein Traum in braun

Ein Traum in braun

Der Ruf des Spiels, einen der Höhepunkte der Reihe darzustellen, ist auch heute, über ein Vierteljahrhundert nach der ursprünglichen Veröffentlichung, noch mehr als gerechtfertigt. Dennoch hatte ich anfänglich ein wenig Skepsis gegenüber einigen Aspekten von Super Castlevania IV: Die verwendete Farbpalette wirkt auf Screenshots zum Teil arg braunlastig, was mir persönlich auch manchmal im Spiel auffällt. Davon abgesehen ist die grafische Präsentation allerdings stimmig.

Das Sekundärwaffen-System tritt hier sehr in den Hintergrund, da man dank der flexibleren Peitsche oft gar nicht mehr auf Äxte oder Kreuze angewiesen ist, um entlegene Feinde zu treffen. Nur an wenigen Stellen ist ihr Einsatz wirklich unausweichlich. Bei Bossen sind Sekundärwaffen oft ein Muss, wobei die Kämpfe dann in der Regel auch recht schnell vorbei sind, sodass man nicht immer komplett in den Genuss der technisch aufwändig gemachten Kreaturen kommt. Es ist nicht zu leugnen, dass der Fokus auf Action hier die taktische Komponente der klassischen Castlevanias ein wenig verwässert.

Endlich nerven uns die Fischmenschen auch in 16-Bit

Endlich nerven uns die Fischmenschen auch in 16-Bit

Doch wen interessiert Old School Puritismus am Ende schon, wenn die Vampirjagd in Super Castlevania IV einfach Bock macht? Dieser Teil eignet sich ideal für Neueinsteiger und bietet auch Serienveteranen eins der besten Abenteuer der Reihe. Das Spiel ist zwar nicht ganz so hart wie die 8-Bit Vorgänger, aber auch weit davon entfernt, einfach zu sein. Die Designer haben eine sehr gute Balance und eine stetig steigende Schwierigkeitsstufe hinbekommen, die einen immer mehr fordert, ohne unfair zu werden. Und wer es noch schwerer haben will bekommt nach dem Durchspielen einen neuen Durchgang, bei dem es mehr Monster in den Leveln gibt.

Super Castlevania IV ist nach wie vor eins der besten Spiele, das die Reihe hervorgebracht hat, und auch einer der Titel für das Super Nintendo, die man definitiv gespielt haben sollte. Als jemand, der es damals verpasst und erst Dekaden später nachgeholt hat kann ich nur sagen, dass der Vampirzahn der Zeit kaum an diesem Spiel genagt hat. Super Castlevania IV ist digital als Virtual Console Titel für 3DS und Wii U verfügbar und auch einer der vorinstallierten Spiele des SNES Classic Mini. Allerdings leidet zumindest die Wii U Version in einigen grafisch intensiven Segmenten an Framerate-Einbrüchen, die im Original nicht vorhanden waren. Das Super Nintendo Modul ist heute immer noch gut zu finden, aufgrund der hohen Nachfrage bei Sammlern muss man allerdings etwa 30 Euro einkalkulieren.