Voice of Cards: The Forsaken Maiden

Voice of Cards: The Forsaken Maiden

Nachdem ich Voice of Cards: The Dragon Isle Roars beendet hatte, mutmaßten meine Leidensgenossen vom Echokraut-Podcast und ich bereits, dass The Dragon Isle Roars vielleicht nur die erste Kampagne einer übergreifenden Voice of Cards Reihe sein könnte. Und tatsächlich erschien bereits ein halbes Jahr später mit The Forsaken Maiden ein Nachfolger.

Die schnelle Entwicklungszeit lässt sich vermutlich damit erklären, dass exakt das gleiche Format weiterverwendet wird: Ein klassisches rundenbasiertes JRPG, dessen komplette Welt durch Karten dargestellt wird, ohne dass es (abgesehen von einem optionalen Minispiel) irgendwelche Mechaniken aus Kartenspielen übernimmt.

Die blauhaarige Heldin und der dunkelhaarige Held treffen auf eine Handpuppe mit Hörnern. Dazu der Erzählttext: '...Well, maybe it's a spirit? It's some kind of strange stuffed animal.'

Kein echtes Yoko Taro Spiel ohne merkwürdige Gestalten.

The Forsaken Maiden erzählt eine eigenständige Geschichte, wobei es auch Bezüge zum ersten Spiel gibt. Handlungsort ist ein Archipel, dessen Inseln nur durch besondere Jungfern vor dem sicheren Untergang bewahrt werden können. Wer Final Fantasy X gespielt hat kann sich in etwa ausmalen, was für ein dankbarer Job das ist. Im Zentrum der Handlung steht die verstoßene Jungfer Laty, die zusammen mit ihrem Begleiter namens Barren versucht, die Inseln vor dem Schlimmsten zu bewahren.

Ein klassisches rundenbasiertes JRPG, dessen komplette Welt durch Karten dargestellt wird, ohne dass es (abgesehen von einem optionalen Minispiel) irgendwelche Mechaniken aus Kartenspielen übernimmt.

Das Gameplay ist abgesehen von den neuen Kombo-Angriffen nahezu identisch mit dem von The Isle Dragon Roars. Doch hier rückt das Ganze zugunsten der Erzählung etwas in den Hintergrund. Laty und ihr Begleiter verbleiben als einzig feste Partymitglieder. Auf den jeweiligen Inseln schließen sich die hiesigen Jungfern und deren Beschützer*innen an, zwischendurch begleitet euch das merkwürdige Stofftier Lac.

Spieltisch mit einer Reihe Karten, die reptilienartige Monster darstellen, davor eine Reihe Karten, die die Held*innen repräsentieren. Auf den dunkelhaarigen Helden wird ein Zauber gewirkt.

Im Kampf fliegen wieder die Fetzen (beziehungsweise Karten).

Ausrüstung und Skills lassen sich nur bei Laty und Barren verändern, großartige Anpassungen lassen sich also nicht auf die gesamte Party anwenden. Das hat es manchmal gefühlt schwer gemacht, sich taktisch auf die Gegner einzustellen und deren Schwächen effektiv auszunutzen, weil immer irgendwo ein passender Skill gefehlt hat. Entweder deswegen oder aufgrund einer leichten Abnutzung nach dem ersten Teil zogen sich die Kämpfe für mich etwas, weshalb ich hier wesentlich öfter den Geschwindigkeitsmodus an hatte. Abgesehen von einer absolut miesen Schleichpassage und einem überraschend knackigen Endboss ist das Spiel tatsächlich leichter als The Isle Dragon Roars.

The Forsaken Maiden erzählt eine eigenständige Geschichte, wobei es auch Bezüge zum ersten Spiel gibt.

Den Vorgänger hatte ich mit dem unkonventionellen Lob bedacht, dass er für einen Yoko Taro Titel erfrischend wenig Yoko Taro Flair hat. Von The Forsaken Maiden kann ich das dagegen nicht sagen. Mit seinen Themen von Verfall, Selbstaufopferung und der buchstäblichen Bekämpfung innerer Dämonen ist das zweite Spiel deutlich düsterer geraten.

Ausgelegte Karten, die eine Sumpflandschaft darstellen, durch die ein Holzsteeg zu verschiedenen Häusern und Menschen führt.

Auch die Spielwelt besteht wieder aus gelegten Karten.

Wo The Dragon Isle Roars trotz aller tragischen Wendungen und Kniffe noch eine skurrile Version von Dragon Quest darstellt, ist The Forsaken Maiden in etwa so aufbauend, wie sich an einem verregneten Novembernachmittag alte The Cure Platten anzuhören. Eigentlich mag ich ja düstere Sachen, aber wie bei anderen typischen Yoko Taro Titeln ist mir das hier auch wieder viel zu plakativ und klischeebeladen.

Mit seinen Themen von Verfall, Selbstaufopferung und der buchstäblichen Bekämpfung innerer Dämonen ist das zweite Spiel deutlich düsterer geraten.

Mich durch große Teile des Spiels mit schwarz-weiß Filter und melangkitschigen Hintergrund-Geseier schleppen zu müssen, war für mich stellenweise einfach nur ermüdend. Daher empfand ich The Forsaken Maiden persönlich insgesamt etwas schwächer als den Vorgänger, obwohl mir das Seefahrts-Setting und das bewährte Spielprinzip gut gefallen haben. Wer die typische Yoko Taro Stimmung wertschätzt, wird das vielleicht anders sehen und den zweiten Teil eventuell sogar besser finden.

Graue verstörende Kartenlandschaft. In manchen Karten stehen negative Begriffe in verschiedenen Sprachen, wie 'Angst', 'Fear' oder 'Trauer'.

Manche Passagen sind so aufmunternd wie ein verregneter Winternachmittag.

Am Ende zählen beide für mich zu den besseren rundenbasierten Rollenspielen der letzten Jahre. Mit dem noch 2022 erschienenen Voice of Cards: The Beasts of Burden wurde die Trilogie komplettiert, das ich aufgrund einer gewissen Übersättigung des Spielprinzips und einer generellen Unlust an Monstersammel-Mechaniken allerdings noch nicht angerührt habe.